Das Repertoire von Schlafliedern ist niemals erschöpft. Mit einer Engelsgeduld wiegen die frischgebackenen Eltern ihren Sprössling sanft in den Schlaf. In bester A capella Version singen Sie ein Liedchen nach dem anderen, bis das Baby friedlich schlummert.
Die eigene wohl verdiente Nachtruhe, könnte schon bald wieder, trotz hitverdächtiger Gesangseinlagen und intensiver 24-Stunden-Rundumfürsorge, beendet sein.
Doch mit einigen raffinierten Tricks, können Sie Ihren Schlafentzug in den Griff bekommen.
Kinderwunsch vs. Kindererziehung
Keinerlei geregelte „Arbeitszeiten“, immer abrufbereit sein, auf Schlaf verzichten und die Bedürfnisse anderer stets erfüllen.
Für werdende Eltern würde so eine direkt formulierte Tätigkeitsbeschreibung eher unattraktiv klingen. So stellt man sich das einfach nicht vor.
Die Erziehung der Neugeborenen ist eine Herzensangelegenheit für uns. Kein verliebtes Pärchen würde jemals auf die Idee kommen seinen Kinderwunsch hinten anzustellen, geschweige denn eine Schwangerschaft vorzeitig abzubrechen aufgrund solch pragmatischer Überlegungen.
Schließlich ist die Vorfreude auf das Kind Grundvoraussetzung, um ihm den bestmöglichen Start ins Leben zu gewährleisten.
Dann wird es eben keine Sonntagvormittage mehr geben, in denen man bis 11 Uhr im Bett liegt und dort gemütlich frühstückt.
Dann müssen Kinobesuche und laue Sommerabende im Biergarten eben mal gegen Windeln wechseln und Fläschchen geben eingetauscht werden.
Eltern werden ist nicht schwer: Eltern sein dagegen sehr
Diese Erkenntnis wird uns erst schlagartig bewusst, sobald wir uns mitten im Geschehen befinden. Da ist auf einmal ein Baby und wir müssen unsere gewohnten Freiheiten einschränken oder ganz aufgeben.
Allein diese Umstellung kann uns schon aufs Gemüt schlagen. Wir fühlen uns unserem Neugeborenen verpflichtet. Würden alles für sein Wohlergehen geben. Doch die damit verbunden Belastungen lähmen uns. Unser Körper, unsere Sinne erfahren innerhalb kürzester Zeit so viele Veränderungen. Wir fühlen uns dieser Herausforderung nicht gewachsen.
Erste Ermüdungserscheinungen treten auf und wir beginnen zu resignieren.
Doch STOP.
Eine zu hohe Erwartungshaltung an sich selbst, wie sie vor allem viele (Erstlings-) Mütter und Väter haben, ist ungesund. Sie sollten nicht zu streng mit sich ins Gericht gehen.
Ungeduld auf dem Weg der beste Papa/die beste Mama zu werden, wirkt sich schließlich unmittelbar auf die Kindererziehung aus.
Gestehen Sie sich ein, dass Sie Zeit für die Umstellung brauchen und lassen Sie sich nicht von den Ermüdungserscheinungen verunsichern.
Ich habe (k)einen Plan
Schlafentzug bzw. Schlafmangel gehört da wie selbstverständlich zu den Begleiterscheinungen. Das ist also noch kein Grund sich Sorgen zu machen. Die sieben bis acht Stunden Schlaf, die Schlafforscher Erwachsenen für ein gesundes Wohlbefinden empfehlen, werden Sie nur noch selten erreichen.
Aber das müssen Sie auch gar nicht. Die Experten haben nämlich auch herausgefunden, dass neben der Dauer vor allem die Qualität des Schlafes eine wichtige Rolle spielt. Sie können also durchaus auch mit weniger Schlaf auskommen, sofern Sie Ihren Alltag gedanklich aufgeräumter gestalten.
Mit anderen Worten, vermeiden Sie es Ihren Tag zu stark durchzustrukturieren bzw. zu takten. Das macht Sie nur anfälliger gereizt, ungeduldig und missmutig zu reagieren, sobald unvorhergesehene Situationen auftreten.
Und gerade bei einem Säugling sind unvorhergesehene Situationen an der Tagesordnung. Wenn er sich plötzlich wegen Hunger zu Wort meldet, können Sie schließlich nicht der Hausarbeit den Vorrang geben.
3 Tage wach sind nicht genug – Mein Kind bringt mich noch um (den Schlaf)
In der Praxis lassen sich die gut gemeinten Ratschläge nicht immer so umsetzen, wie man es sich vorgestellt hat. Da nützt einem die Weisheit der Forscher, dass speziell der weibliche Körper, bedingt durch die veränderte Hormonausschüttung, immer in Alarmbereitschaft ist, auch nicht viel. Mütter schlafen generell leichter als Väter, lautet der wissenschaftliche Fakt. Dem Baby zuliebe.
Die Folge: Schlafmangel
Wenn Sie
- extrem erschöpft sind, auch nach geringen Tätigkeiten
- ein ständiges Stressgefühl verspüren
- wiederholt launisch, missmutig und ungeduldig sind
- Heißhungerattacken im Wechsel mit Appetitlosigkeit erleben
- und der Konversation Ihres Gesprächspartners nur noch schwer folgen können
sind Sie bereits mittendrin im fortgeschrittenen Prozess des Schlafentzugs.
Schlafentzug in den Griff kriegen
Das bedeutet aber noch lange nicht, dass dieser Zustand für alle Zeit zementiert ist.
Mit ein paar einfachen Tricks werden Sie wieder fit:
- Beziehen Sie Ihren Partner aktiv in die Aufgabenteilung der Kindererziehung mit ein. Erzählen Sie ihm von Ihrer größten Herausforderung und vereinbaren Sie eine übersichtliche Aufgabenteilung, mit der beide Seiten zurechtkommen.
- Starten Sie den Tag mit einem kalten Glas Wasser bzw. wahlweise einem Kaffee – Koffein Kick, wenn Sie morgens schwer aus den Federn kommen.
- Gönnen Sie sich regelmäßig eine ausgewogene Mahlzeit anstelle von Junk Food und ungesunden Snacks.
- Sprechen Sie Verständigungsprobleme mit Ihren Gesprächspartnern sofort an bzw. verschieben anstrengende Diskussionen auf einen späteren Zeitpunkt. Versuchen Sie Gefühle der Wut/der Gereiztheit zu unterdrücken, um keinen kräftezehrenden Streit vom Zaun zu brechen.
- Schrauben Sie Ihre Leistungsansprüche gemäß ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit herunter.
Ihr Säugling wird es Ihnen danken. Denn niemand spürt so gut wie das eigene Kind, wie es den Eltern geht.